Petrus Akkordeon liest Gedichte zu Fotografien von Hilli Zenker, Peter Zenker und Thomas Klingberg. Foto: privat
von Auguste von Blau – Eine Nachbetrachtung der Ausstellung Bildsprachen / Sprachbilder aus der Sicht des Besuchers
Das Innere und Äußere vom Leben in Berlin bekommt durch diese besondere Zusammenarbeit neue Facetten voller Sinnlichkeit.
„Sei deinem Freund ein Freund“ schreibt Petrus Akkordeon in einem seiner Gedichte und trifft die Besucher mit dieser schlichten und doch ungewöhnlichen Bitte mitten ins Herz. In der neuen Foto-Kunst-Ausstellung wachsen die starken Alltagsszenen von Thomas Klingberg und Hilli & Peter Zenker mit den poetischen Werken von Petrus Akkordeon zu einer dritten Art zusammen.
Die fotografischen Momentaufnahmen von Liebe, Lebenslust, Hunger und Sehnsucht, von Konsum, Kindheit und sogar vom Tod laden die Besucher ein zum Verweilen, zum Fühlen und Erinnern, zum intensiven Hinschauen. Ihre Bilder erzählen spannende Geschichten vom Hier und Heute, von dir und mir.
Zu den fotografierten Szenen schrieb Petrus Akkordeon je ein Gedicht. Dazu besuchte er die Orte, an denen sie entstanden waren. So waren alle Künstler an allen Schauplätzen der Ausstellung, nur nicht zur gleichen Zeit.
Die ganz besondere Handschrift zeigt sich nicht nur im Wortwörtlichen – jede Bildtafel ist ein von Hand beschriebenes Original. Seine eigene lyrische Bildmalerei bringt die Wörter unter den Fotografien zum Leuchten.
Die so miteinander verwobenen Bilder und Texte haben neue Gesichter. Die lachenden Frauen bekommen eine zusätzliche Dimension, das tote Kaninchen erhält philosophischen Trost.
Was mich besonders fasziniert ist diese vielschichtige Leichtigkeit, mit der die Künstler Werke voller Tiefe erschaffen haben. Leicht wie Federn hängen die Bildtafeln an den Kirchenwänden, bewegen sich im Luftzug der Gäste, spielen mit den eigenen Schatten. Die Motive sind aus unseren Berliner Leben: Menschen sitzen auf einer Parkbank, stehen an der Kasse im Supermarkt oder hocken einsam auf dem Bürgersteig, auf ein kleines Miteinander hoffend. All das sehen wir tagtäglich und erkennen es doch durch die Fotografien neu.
Zur Eröffnung las Petrus Akkordeon einige Gedichte vor. Die Zeilen und Strophen flogen durch den lauen Sommerabend und seine poetischen Leidenschaften füllten den ganzen hohen Raum.
Hilli und Peter Zenker, Thomas Klingberg und Petrus Akkordeon schenken uns überraschend schöne Realitäten, ihre gemeinsame Sicht auf die Dinge ist voller Glanz.
In der Petruskirche wachsen Liebe und Trost. Sei deinem Freund ein Freund, nehmt euch an die Hände und erlebt gemeinsam die Ausstellung.
Beitrag veröffentlicht am 17.07.2015