ÜBER THOMAS KLINGBERG

Thomas Klingberg, geboren 1971 in Gelsenkirchen, lebt und arbeitet in Düsseldorf als freier Fotograf und Bildender Künstler. Seine künstlerische Tätigkeit lässt sich grundlegend in zwei Bereiche unterteilen, wobei sein Hauptaugenmerk auf der dokumentarischen Fotografie liegt, insbesondere auf der Erfassung und Darstellung sozial relevanter Themen. Als aufmerksamer Flaneur hält Klingberg zudem in seinen Momentaufnahmen das Poetische des Alltags fest. Durch seinen vorrangigen Fokus auf gesellschaftliche Themen verschwimmen häufig die Grenzen zwischen den beiden Arbeitsbereichen.

“Mein Schaffen zielt darauf ab, Menschen und Geschichten festzuhalten, die im Alltag oft und auch gerne übersehen werden.”

In seiner dokumentarischen Arbeit erforscht Klingberg die Randbereiche der Gesellschaft und strebt danach, den Betrachtern seiner Werke einen tiefen, unverfälschten Einblick in die Lebenswirklichkeiten der Protagonisten zu gewähren. Er möchte dazu anregen, über das Gezeigte nachzudenken und Verständnis und Akzeptanz für nicht lineare Lebensentwürfe fördern. Dabei sucht Klingberg nach den zentralen fotografischen Botschaften, die sowohl Verzweiflung und Tragik als auch Hoffnung, Würde, Sehnsucht und Aufbruch in seinen Werken vermitteln.

“Meine Fotografien sind ehrliche Reflexionen menschlicher Erfahrungen und Herausforderungen. In meinen Bildern liegt der Fokus darauf, die oft übersehene Würde sowie die Verzweiflung aber auch konkret die kontrastierenden Facetten sozialer Lebenswirklichkeiten darzustellen.”

Ein Beispiel dafür ist die Publikation “Brüche und Aufbrüche”, die Klingberg gemeinsam mit dem WDR-Journalisten Frank Menke im Jahr 2021 veröffentlichte. In Interviews und Fotografien werden darin die Lebenswirklichkeiten, Wünsche und Träume von sieben langzeitarbeitslosen Menschen dargestellt. Gewürdigt wurde das Projekt mit einer Einladung aller Protagonisten in das Rathaus der Landeshauptstadt Düsseldorf und einem Empfang der Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke.

“Sie werden diese Ausstellung mit einem anderen Bewusstsein verlassen als Sie sie betreten haben.” (Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke über die Ausstellung → Brüche und Aufbrüche)

Neben seiner dokumentarischen Arbeit widmet sich Klingberg dem Versuch der stilisierten und poetisierten Darstellung vermeintlich alltäglicher Szenen und Randgeschehnisse im öffentlichen Raum. Durch die bewusste Auswahl seiner fotografischen Perspektiven verleiht Klingberg scheinbar gewöhnlichen Momenten sowie Menschen, die im Alltag kaum Beachtung finden, eine besondere Bedeutung. Er möchte Betrachter seiner Fotografien dazu einladen, die Vielfalt und Besonderheit im Alltäglichen zu entdecken und genauer hinzuschauen.

“Jede Aufnahme ist für mich eine Erzählung, die mehr als lediglich visuelle Ästhetik transportiert – es ist zumindest der stetige Versuch, dies zu tun”

Klingberg hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Im Jahr 2022 nahm er an der jurierten Landeskunstausstellung NRW im Dortmunder U / Museum Ostwall teil. 2017 erhielt er ein zweimonatiges Arbeitsstipendium des renommierten Multimedia Art Museums in Moskau mit anschließender Ausstellung seiner Dokumentation “Moscow Study” in der Rodchenko Art School. Im Jahr 2016 präsentierte er seine Fotodokumentation “FORST” in Düsseldorf, bei der er Menschen mit unkonventionellen Lebensläufen im Rahmen einer Integrations- und Resozialisierungsmaßnahme fotografisch begleitete. 2013 stellte er seine Porträtserie “Gesichter der Demenz” in Gelsenkirchen im Nordsternturm sowie gleichzeitig in der Sammlung Werner Thiel aus, gefördert durch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft.

“Der überwiegende Teil meiner Arbeit besteht aus einem Geflecht von Wertschätzung, Empathie, sorgsamer Aufmerksamkeit, Beobachtung, Anerkennung und Dankbarkeit. Ein kleiner Prozentsatz besteht aus der Hoffnung, dass meine Werke Betrachter dazu anregen, über das Gesehene nachzudenken. Der künstlerische Beitrag ist verschwindend gering und verblasst in der Bedeutung der menschlichen Begegnung und des eigentlichen fotografischen Moments.”

Der Fotograf arbeitet in interdisziplinären Projekten mit städtischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie mit Künstlern unterschiedlichster Genres zusammen. Im Jahr 2015 präsentierte er zusammen mit dem Künstler, Poeten und Urban-Gardening-Aktivisten Petrus Akkordeon die Ausstellung “Bildsprachen/Sprachbilder” in Berlin, eine Verbindung aus Fotografien und Gedichten. Gemeinsam mit der Spiegel-Bestseller-Autorin Susanne Schmidt (»Machen Sie mal zügig die Mitteltür frei«) realisierte er im Jahr 2017 die Ausstellung im öffentlichen Raum “Poesie und Alltag – Zwischen Gleisen” in Berlin-Schöneberg, gefördert durch die Stadt Berlin. An der Seite der sehbehinderten Künstlerin Bärbel Frank stellte er 2013 in Hamburg die Serie “Starke Typen” aus, bei der Bärbel Frank Klingbergs Fotografien durch Applikationen kleinteiliger Objekte unterschiedlichster haptischer Qualität für sehbehinderte und blinde Menschen taktil interpretierbar machte. Gefördert wurde das Projekt durch die Blindenstiftung Hamburg.

“Klingbergs Fotografien sind getragen von einem tiefen Humanismus. Ein Meister der Ikonographie des Alltagslebens.” (Dr. Rainer Strzolka, Literaturwissenschaftler und Fotograf)

Seine Arbeiten präsentiert Klingberg nicht nur in herkömmlichen Galerien, Kunstforen oder typischen Ausstellungsräumen, sondern zieht auch gerne ungewöhnliche Ausstellungsorte in Betracht. Er nutzt etwa Werkshallen, den öffentlichen Raum, leere Ladenlokale, Bibliotheken, Kirchen, Hinterhöfe, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen. Sein Ziel ist es, mit seinem Schaffen auch Menschen zu erreichen, die selten oder nie klassische, konventionelle Ausstellungsräume besuchen.

“Verschafft Menschen durch die Wahl seiner ungewöhnlichen Ausstellungsorte Zugang zu ansprechender Fotografie, die damit womöglich ansonsten kaum in Berührung kämen” (Reinhold Adam, ehemaliger Stadtverordneter im Kulturausschuss der Stadt Gelsenkirchen)

Klingberg hat mehrere Publikationen, Bildbände und Ausstellungskataloge veröffentlicht, die seine künstlerische Arbeit dokumentieren. Er ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, im Deutschen Medienverband sowie eingetragen im Künstlerverzeichnis der Landeshauptstadt Düsseldorf.

 



© THOMAS KLINGBERG